Bindungs-Puzzle
Der Kurs Bindungs-Puzzle im SELBSTSTUDIUM
Die Wissenschaft der Beziehung existiert in fragmentierten Stücken überall auf der empirischen Landkarte: Biologie, Soziologie, Embryologie, Ethologie, Epigenetik, Neurowissenschaften, Psychologie, Medizin und so weiter. Wir haben nie mehr über den Beziehungskontext gewusst, der für Erziehung, Unterricht und Behandlung erforderlich ist. Doch dieses Wissen fließt nicht in unsere tägliche Praxis ein. Dieser Kurs konzentriert sich auf den eigentlichen Kern von Beziehung und untersucht die Auswirkungen auf die Arbeit mit Kindern.
Die Absolvierung von "Bindungs-Puzzle" befähigt zusammen mit dem Webinar " Vulnerabilität" zur Teilnahme an Intensiv II (Herausfordernde Kindheitsprobleme verstehen)
Kursbeschreibung:
Obwohl wir nie mehr über den Beziehungskontext gewusst haben, versäumen wir es, dieses Wissen in unsere tägliches Leben und Wirken einfließen zu lassen. Laut Gordon Neufeld könnte dieses Versagen in der mangelnden theoretischen Kohärenz sowie an dem – für diese Forschungsbereiche typischen - unzugänglichen Sprachgebrauch begründet sein. Dr. Neufelds einzigartiger Beitrag besteht darin, die Puzzleteile zu einem kohärenten Modell der Bindung zusammenzufügen und dabei eine Sprache zu verwenden, die für alle zugänglich ist. Sein Modell der Bindung hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Praxis, unabhängig davon, ob man mit Erwachsenen oder Kindern zu tun hat.
Gliederung des Kurses:
Einführungsmeeting:
Orientierung & Überblick
Lektion 1: Das Konstrukt der Bindung: Benennung des Elefanten im Raum
Bindung wirkt sich auf alle aus, wird aber selten in Worte gefasst. In dieser Sitzung werden die verschiedenen Teile des Puzzles der Bindung identifiziert, Bindung definiert und die hierarchische Natur der Bindung erörtert. Der "Alpha-Komplex" wird ebenfalls vorgestellt.
Lektion 2: Empfänglichkeit und Empowerment: Kultivierung der richtigen Beziehung
In Unkenntnis der Bindung haben wir falsche Annahmen über die Empfänglichkeit von Kindern für Fürsorge und Führung gemacht. Einmal verstanden, wird es offensichtlich, dass Kinder im Kontext ihrer Bindung an die für sie verantwortlichen Erwachsenen erzogen werden sollten. Die Implikationen werden ebenso diskutiert wie das Konstrukt der Peer-Orientierung und des Gegenwillens.
Lektion 3: Beziehungsfähigkeit: Sechs Stufen zur vollen Entfaltung des Potenzials
Die menschliche Beziehungsfähigkeit ist ein Potenzial, das sich nur unter günstigen Bedingungen voll entwickelt. In den ersten sechs Lebensjahren beginnt sich diese grundlegende menschliche Fähigkeit zu entfalten. Eine Flucht vor der Verletzlichkeit wird die Fähigkeit eines Kindes, sich zu binden und festzuhalten, wenn es getrennt ist, lähmen. Das vorgestellte Modell der Bindung lässt sich auf jedes Alter und jede Beziehung anwenden. Es wird auch erörtert, wie man die Bindungsinstinkte einbezieht und eine Beziehung aufbaut.
Lektion 4: Bindung und Reifung: Die Frucht der Bindung
Reifung ist das Ergebnis der Erfüllung der Bindung. Der größte Fehler besteht darin, voreilig auf Ergebnisse wie Unabhängigkeit und soziale Integration zu drängen, anstatt die zugrunde liegenden Bindungswurzeln zu pflegen. Kinder müssen sich von dem Streben nach Bindung erholen, damit eine gesunde Entwicklung stattfinden kann.
Lektion 5: Schüchternheit und konkurrierende Bindungen: Umgang mit Instinkten die zum Schutz von Kindern gedacht sind
Ohne ein Verständnis für die polare Natur der Bindung kann man ein Kind nicht verstehen. Wenn Schüchternheit nicht vor dem Hintergrund der Bindungstheorie betrachtet wird, wird sie häufig entweder als soziale Angst pathologisiert oder als Mangel an Vertrauen oder Selbstwertgefühl missverstanden. Schüchternheit hat eine wichtige Funktion für die Bewahrung bestehender Bindungen und sollte eher geehrt als bekämpft werden. Die Auswirkungen von Schüchternheit werden für den Umgang mit Kindern außerhalb ihrer primären funktionierenden Bindungen diskutiert.
Lektion 6: Der Trennungskomplex: Aufdecken der Wurzeln von Angst, Aggression und Mobbing
Nichts wirkt sich auf Säugetiere mehr aus, als die erlebte oder gefühlte Trennung. Der Mensch ist doppelt betroffen, denn Trennung ist viel mehr als nur eine körperliche Erfahrung, und die Erwartung einer Trennung kann die gleiche Wirkung haben wie die tatsächliche Trennung. Der "Trennungskomplex" wird als Kern von Alarmproblemen, Alphaproblemen, Aggressionsproblemen, dem Tyranneninstinkt und vielem mehr eingeführt.
Lektion 7: Defensive Bindungsabwehr: Überbrückung dessen, was trennen könnte
Wenn die Verwundbarkeit zu groß ist, um sie zu ertragen, besteht die ultimative Verteidigung des Gehirns darin, die Bindungsinstinkte umzukehren. Diese Reaktion kann situationsbedingt und vorübergehend oder chronisch und allgegenwärtig sein. Das Verständnis dieser Umkehrung des Bindungstriebes ist für den Umgang mit verletzten Kindern von wesentlicher Bedeutung, da sie oft der Kern verschiedener und vielfältiger Symptome und Syndrome ist. Es wird auch erörtert, wie mit dieser herausfordernden Dynamik umgegangen werden kann.
Lektion 8: Die Heilung von Bindungsumkehr: Der Umgang mit verletzten Kindern
Einem Allheilmittel für die Probleme der Kinder käme man am nächsten, wenn man die Trennung, der sie ausgesetzt sind, verringern würde. In dieser Lektion wird untersucht, wie wir als Erwachsene dies für die Kinder in unserer Obhut tun können.